Ein Akkuschrauber klingt einfach: drücken, drehen, fertig. Aber wenn die Schraube nicht reinwill, der Akku nach fünf Minuten leer ist oder die Schraube im Holz abbricht, merkst du schnell: Drehmoment und Akku sind die zwei entscheidenden Faktoren, die darüber bestimmen, ob dein Werkzeug ein Alltagshelfer oder ein Frust-Generator wird. Viele kaufen nach der Akkuspannung - 10,8 V, 18 V, 20 V - aber das ist wie ein Auto nach der Tankgröße zu wählen, ohne auf das Motorleistung zu achten. Der wahre Motor deines Akkuschraubers ist das Drehmoment. Und das ist nicht nur eine Zahl auf dem Etikett, sondern der Schlüssel zu sauberen, sicheren und dauerhaften Verbindungen.
Was ist Drehmoment und warum ist es wichtiger als die Akkuspannung?
Drehmoment misst, wie stark ein Werkzeug drehen kann - in Newtonmetern (Nm). Ein Akkuschrauber mit 20 Nm kann eine Schraube mit mehr Kraft in Holz oder Metall drehen als einer mit 8 Nm. Das klingt logisch, aber viele Nutzer ignorieren das. Stattdessen schauen sie nur auf die Volt-Zahl. Ein 18-V-Akkuschrauber mit nur 12 Nm Drehmoment ist schwächer als ein 12-V-Modell mit 25 Nm. Die Spannung gibt an, wie viel Energie der Akku liefern kann, aber das Drehmoment sagt, wie viel davon tatsächlich als Drehkraft auf die Schraube übertragen wird.
Hersteller geben oft zwei Werte an: ein „weiches“ und ein „hartes“ Drehmoment. Das „weiche“ ist der Wert, den du im Alltag wirklich brauchst - zum Beispiel beim Einschrauben von Möbeln. Das „harte“ Drehmoment ist der Maximalwert, der nur bei sehr harten Materialien oder mit speziellen Bits erreicht wird. In einem Test von Werkzeugtest.de (2024) lag das praktisch nutzbare Drehmoment bei 40 % unter dem angegebenen Maximalwert. Ein Modell, das 45 Nm „hart“ angibt, hat oft nur 27 Nm „weich“ - das ist der Wert, der zählt.
Welches Drehmoment brauchst du - für Heimwerker, Profis und spezielle Aufgaben
Die richtige Wahl hängt von deinen Projekten ab. Es gibt keine „einheitlich beste“ Leistung - nur die beste für dich.
- 0-10 Nm: Ideal für kleine Möbel, Elektronik, Lampen oder feine Holzarbeiten. Ein Bosch IXO mit 4,5 Nm ist perfekt für Innenschrauben, aber bei Schrauben ab 5 mm Durchmesser oder Hartholz versagt es. Nutzer auf Heimwerker-Forum.de berichten: „Mit dem IXO komme ich bei Innenschrauben prima zurecht, aber bei größeren Schrauben reicht die Kraft nicht.“
- 10-25 Nm: Der Goldstandard für Heimwerker. Damit baut man Regale, montiert Küchenmöbel, schraubt Holzterrassen oder montiert Türen. Ein Modell mit 20 Nm weichem Drehmoment ist für 80 % aller Heimwerker-Aufgaben ausreichend. Die meisten Einsteigermodelle liegen hier - und sie sind oft auch die besten Wert-Optionen.
- 25-50 Nm: Für anspruchsvollere Projekte: Metallverschraubungen, schwere Holzkonstruktionen, Dachlatten, Garagenbau. Wer in Hartholz schraubt, braucht mindestens 25 Nm. Ein Nutzer aus der Tischlerei schreibt: „Ohne 25 Nm weiches Drehmoment sitzen die Schrauben nicht fest genug.“
- 50+ Nm: Profi-Bereich. Für Baustellen, Stahlkonstruktionen, Betonanker oder schwere Metallverbindungen. Hier wird es schon knapp: Ein normaler Akkuschrauber ist oft nicht stark genug. Für Reifenwechsel brauchst du mindestens 80 Nm - da hilft nur ein Akku-Schlagbohrschrauber oder ein Kabelwerkzeug.
Wenn du nur gelegentlich schraubst, reicht 15-20 Nm. Wenn du wöchentlich was machst, geh auf 25 Nm. Wer professionell arbeitet, sollte nicht unter 30 Nm gehen. Laut einer Umfrage von Handwerkerstatistik.de (2024) bevorzugen 78 % der Handwerker Modelle mit mindestens 25 Nm - nicht weil sie teurer sind, sondern weil sie funktionieren.
Akkus: Nicht nur Spannung zählt - Kapazität, Technologie und Kompatibilität
Ein Akku ist kein Ersatzteil, er ist der Motor. Und wie bei einem Auto ist nicht nur die Tankgröße entscheidend, sondern auch der Motor und die Qualität des Treibstoffs.
Die gängigsten Akkutypen sind Lithium-Ionen (Li-Ion). Sie halten länger, laden schneller und haben keine Gedächtniseffekte wie alte NiMH-Akkus. Die Spannung (10,8 V, 12 V, 18 V) bestimmt die maximale Leistung. Aber die Kapazität in Ampere-Stunden (Ah) sagt, wie lange er durchhält. Ein 2,0 Ah-Akku hält halb so lange wie ein 4,0 Ah-Akku - bei gleicher Leistung.
Profi-Modelle nutzen heute meist 18 V mit 5,0 Ah. Das ist der aktuelle Standard für Dauerarbeit. Ein 18 V / 5,0 Ah-Akku von Makita oder Bosch hält bei mittlerer Belastung 2-3 Stunden. Ein 10,8 V / 2,0 Ah-Akku für den Heimwerker reicht für 30-45 Minuten. Wenn du nur einmal im Monat schraubst, reicht das. Wenn du an einem Wochenende eine ganze Terrasse montierst, brauchst du zwei Akkus - und einen mit 4,0 Ah oder mehr.
Wichtig: Das Akkusystem. Ein Akku ist nur so gut wie die Plattform, auf der er läuft. Bosch Power4All, Makita LXT, Milwaukee M18 - das sind Systeme, die über Jahre hinweg kompatibel bleiben. Ein Akku von 2015 passt heute noch zu einem neuen Ladegerät und Schrauber. Das spart Geld und Platz. Wer heute einen Einsteiger-Schrauber kauft, sollte auf ein System achten, das mindestens 10 Jahre alt ist - dann weißt du, dass Ersatzakkus auch in fünf Jahren noch verfügbar sind.
Die Drehmomentbegrenzung: Dein Schutz vor Schäden
Die meisten Akkuschrauber haben eine Rutschkupplung mit mehreren Stufen - von 1 bis 20 oder sogar 25. Das ist kein Luxus, das ist Pflicht. Stell dir vor, du schraubst eine Schraube in eine dünne Holzplatte. Ohne Begrenzung drückt der Schrauber die Schraube durch, reißt das Holz auf oder bricht die Schraube ab. Mit der richtigen Stufe - sagen wir Stufe 5 - stoppt der Schrauber, sobald die Schraube fest ist. Kein Schaden. Kein Stress.
Die meisten Nutzer nutzen diese Funktion nicht. Sie stellen alles auf „hoch“ und hoffen, dass es passt. Das ist wie Autofahren mit Vollgas auf der Autobahn - und dann plötzlich in eine Kurve. Die Folge: Schrauben, die locker sitzen, Holz, das splittert, oder ein verrenktes Handgelenk.
Profi-Tipp: Mache immer eine Testverschraubung an einem Reststück. Schraub eine Schraube ein, hör zu, fühle, wie sich der Schrauber verhält. Wenn er plötzlich „klickt“ und sich leichter anfühlt - das ist die optimale Stufe. Für Holz: 5-10. Für Metall: 15-20. Für Dünnwandiges: 3-5. Die Anleitung sagt dir das nicht - dein Gefühl und ein Teststück schon.
Was kommt als Nächstes? Intelligente Akkuschrauber
Der Markt verändert sich. 2024 haben Hersteller wie DeWalt und Festool Akkuschrauber vorgestellt, die mit Bluetooth und KI arbeiten. Die DeWalt DCF887N-XJ sendet das Drehmoment in Echtzeit an eine App und schlägt vor, welcher Wert für dein Holz, deine Schraube und deine Dicke optimal ist. Festools TID 18+EBL erkennt automatisch, ob du in Holz, Metall oder Kunststoff schraubst - und stellt das Drehmoment selbst ein.
Das ist kein Science-Fiction. Bis 2027 werden 38 % aller neuen Akkuschrauber solche intelligenten Funktionen haben, prognostiziert Werkzeugzukunft.de. Für den Heimwerker ist das heute noch überflüssig. Aber es zeigt: Der Akkuschrauber wird nicht nur leistungsfähiger, sondern auch intelligenter. Wer heute investiert, sollte auf Systeme achten, die auch in fünf Jahren noch mit Updates und neuen Funktionen aufwarten können.
Was du wirklich brauchst - eine klare Empfehlung
Wenn du nur gelegentlich Möbel aufbaust oder kleine Reparaturen machst: Kauf einen Akkuschrauber mit 18 V, 2,0-3,0 Ah, und einem weichen Drehmoment von 20-25 Nm. Ein Bosch 18V Power4All oder ein Makita DDF459RMJ sind gute Beispiele. Du bekommst genug Kraft, eine lange Akkulaufzeit und ein System, das dich über Jahre begleitet.
Wenn du regelmäßig arbeitest - ein Hobbytischler, ein Handwerker, jemand, der eine Terrasse baut oder eine Garage montiert: Geh auf 25-30 Nm weiches Drehmoment, 4,0 Ah Akku, 18 V. Das ist der Standard für Profis. Und wenn du später einen Bohrer, eine Säge oder eine Poliermaschine brauchst - dann passt der Akku auch dazu.
Vermeide Modelle mit nur 8-12 Nm, wenn du auch nur einmal in einem Jahr eine Schraube in Hartholz drehen willst. Und vermeide Modelle ohne einstellbare Drehmomentstufen - die sind für ernsthaftes Arbeiten nicht geeignet.
Ein Akkuschrauber ist kein Spielzeug. Er ist ein Werkzeug, das deine Zeit, deine Arbeit und deine Materialien schützen soll. Wähle ihn nicht nach der Werbung. Wähle ihn nach dem, was du wirklich tun wirst - und wie oft.
Wie viel Drehmoment braucht man für Möbelbau?
Für Möbelbau reichen 15-25 Nm weiches Drehmoment. Das ist ausreichend, um Schrauben in MDF, Spanplatten oder Hartholz sicher einzudrehen, ohne das Holz zu beschädigen. Modelle mit weniger als 15 Nm kämpfen oft bei größeren Schrauben oder dickeren Brettern. Ein Bosch 18V mit 20 Nm ist ein gutes Mittelmaß für Heimwerker.
Ist ein 10,8-V-Akkuschrauber stark genug?
Ein 10,8-V-Akkuschrauber ist nur dann stark genug, wenn du nur leichte Aufgaben erledigst - wie Lampen montieren, Regalböden schrauben oder kleine Reparaturen. Bei Hartholz, Metall oder Schrauben über 5 mm Durchmesser wirst du schnell an seine Grenzen stoßen. Die meisten 10,8-V-Modelle haben nur 8-15 Nm Drehmoment. Für ernsthaftes Heimwerken empfiehlt sich mindestens 18 V.
Warum reicht ein Akku nicht für ein ganzes Projekt?
Akkus entladen sich schneller, wenn du hohe Drehmomente nutzt oder lange arbeitest. Ein 2,0-Ah-Akku hält bei starker Belastung nur 20-30 Minuten. Bei einem größeren Projekt wie einer Terrasse oder einer Garage brauchst du mindestens zwei Akkus - oder einen mit 4,0 Ah oder mehr. Profis tragen immer zwei Akkus mit, damit sie nicht pausieren müssen.
Sollte man das Drehmoment immer auf maximal stellen?
Nein, das ist eine der häufigsten Fehler. Wenn du das Drehmoment auf maximal stellst, riskierst du, dass Schrauben abbrechen, Holz aufreißt oder du dir das Handgelenk verrenkst. Die Rutschkupplung ist dafür da, um die Kraft zu begrenzen. Stelle sie immer auf die niedrigste Stufe, die funktioniert. Teste an einem Reststück - das spart Zeit und Material.
Welche Akkutechnologie ist die beste?
Lithium-Ionen (Li-Ion) ist heute die beste und einzige sinnvolle Technologie. Sie hat keine Gedächtniseffekte, hält länger und lädt schneller als alte NiMH-Akkus. Achte auf eine Kapazität von mindestens 2,0 Ah für Heimwerker, 4,0-5,0 Ah für Profis. Und wähle ein System mit langer Lebensdauer - wie Bosch Power4All oder Makita LXT - damit du auch in fünf Jahren noch Ersatzakkus bekommst.
Kann man mit einem Akkuschrauber auch in Beton schrauben?
Ein normaler Akkuschrauber ist dafür nicht geeignet. Beton erfordert Schlagkraft - dafür brauchst du einen Akku-Schlagbohrschrauber mit mindestens 50 Nm Drehmoment und Schlagfunktion. Selbst dann ist es anstrengend. Für größere Bohrungen in Beton ist ein kabelgebundenes Bohrhammergerät die bessere Wahl. Akkuschrauber sind für Schrauben, nicht für Bohrungen in Stein gedacht.