Ein Einfamilienhaus aus den 1960er-Jahren mit kleinen Zimmern, dunklen Fluren und einer Küche, die fast nur zum Kochen da ist - das kennt fast jeder, der in einem älteren Haus wohnt. Doch statt weiterhin in engen Räumen zu leben, entscheiden sich immer mehr Hausbesitzer für einen großzügigen Umbau: Wände werden entfernt, der Grundriss komplett umgekrempelt, und plötzlich fühlt sich das Haus doppelt so groß an. Kein Wunder - nach der Pandemie ist das offene Wohnen nicht mehr nur ein Trend, sondern eine Lebensnotwendigkeit. Aber wie geht man so einen Umbau wirklich richtig an? Und was kostet das wirklich?
Warum Wände entfernen? Der Raumgewinn ist größer, als du denkst
- Ein 120 m² großes Haus aus den 1970ern hat oft acht bis zehn kleine Räume - Schlafzimmer, Esszimmer, Wohnzimmer, Küche, Flur, Bad, Keller, Abstellraum. Viele davon sind nicht mal 10 m² groß.
- Wenn du die Wand zwischen Küche und Wohnzimmer entfernst, schaffst du einen offenen Bereich von 30 m² - mehr Licht, mehr Luft, mehr Bewegungsfreiheit.
- Ein Nutzer auf HausGedanken.de schrieb: „Nachdem wir die Wand zwischen Wohnzimmer und Küche rausgehauen haben, fühlt sich unser Haus an wie 160 m². Die Kinder können jetzt spielen, während wir kochen - und wir sehen sie auch noch.“
Das ist kein Einzelfall. Studien zeigen: 73 % der Hausbesitzer, die eine tragende oder nichttragende Wand entfernen, berichten von einem deutlich höheren Wohnkomfort. Die Raumwirkung verändert sich nicht nur optisch - sie verändert, wie du dich im Haus bewegst, wie du mit deiner Familie interagierst und wie du Licht nutzt. Ein offener Grundriss bringt Sonnenlicht tiefer ins Haus, reduziert den Bedarf an künstlicher Beleuchtung und macht den Raum wärmer - auch im Winter.
Tragende Wand oder nicht? Das entscheidet, ob du einen Statiker brauchst
Nicht jede Wand lässt sich einfach rausreißen. Die größte Gefahr? Eine tragende Wand zu entfernen, ohne einen statischen Ersatz zu bauen. Das kann das ganze Haus gefährden - und das ist kein theoretisches Risiko. In Graz wurde 2022 ein Haus mit einer abgerissenen tragenden Wand teilweise eingestürzt. Der Grund: Der Bauherr dachte, es sei eine Trennwand. Die Statikprüfung kam zu spät.
So erkennst du eine tragende Wand:
- Sie verläuft senkrecht zu den Deckenbalken oder Holzböden.
- Unter ihr befindet sich meist eine Fundamentplatte oder ein Stützpfeiler im Keller.
- Sie ist oft dicker als 15 cm und hat keine Türöffnung.
- Wenn du die Wand abschlägst und Beton oder Ziegelstein siehst - Vorsicht.
Wenn du unsicher bist: Bestell einen zertifizierten Statiker. Das kostet zwischen 800 € und 1.500 € - aber das ist das günstigste, was du tun kannst. Ein Statiker prüft die Lastverteilung, berechnet den nötigen Stahlträger oder Betonbalken und gibt dir eine genehmigungsfähige Berechnung. Ohne diese Unterlagen bekommst du keine Baugenehmigung.
Die Baugenehmigung: Warum sie drei Monate dauern kann
Ein großer Umbau braucht eine Baugenehmigung. Das ist kein Formsache - das ist ein Prozess. In Österreich, besonders in Graz, ist die Bauaufsichtsbehörde oft überlastet. Die durchschnittliche Wartezeit liegt bei 78 Tagen, laut Schwaebisch-Hall (2023). Manche Anträge dauern vier Monate, wenn Unterlagen fehlen oder die Statik nicht einwandfrei ist.
Was du brauchst:
- Grundrisszeichnungen vor und nach dem Umbau (mit Maßen)
- Statische Berechnung vom Statiker
- Zeichnungen der neuen Tragkonstruktion (Stahlträger, Betonbalken)
- Genehmigung für den Abbruch (besonders bei Altbauten)
Wenn du ein Haus aus den 1950er- bis 1980er-Jahren hast, musst du auch auf Schadstoffe achten. Asbest in Dämmplatten, Bleirohre in der Wasserleitung, alte Farben mit Blei - das sind keine Seltenheiten. Die Entfernung von Asbest kostet 30-45 € pro Quadratmeter. Bleirohre werden mit 25 € pro Meter ausgetauscht. Diese Kosten kommen oft überraschend - und sie sind nicht in den ursprünglichen Budgets enthalten.
Kosten: Von 400 € bis 2.500 € pro Quadratmeter - was du wirklich bezahlst
Die Kosten für einen großzügigen Umbau sind nicht einfach zu berechnen. Es gibt zu viele Variablen. Aber hier ist eine klare Gliederung, was wirklich zählt:
| Position | Kosten pro m² | Gesamtkosten (120 m²) | Bemerkung |
|---|---|---|---|
| Entfernen nichttragender Wände | 50 € | 6.000 € | Abbruch, Entsorgung, Reinigung |
| Neubau nichttragender Wände | 55 € | 6.600 € | Nur wenn neue Trennwände nötig sind |
| Wanddurchbruch (mit Fertigteilsturz) | 175 € pro Durchbruch | 1.750 € | Pro Öffnung, nicht pro m² |
| Statischer Ersatz (Stahlträger) | 150-300 € | 18.000-36.000 € | Abhängig von Spannweite und Last |
| Asbest- oder Bleisanierung | 30-70 € | 3.600-8.400 € | Nur bei Altbauten |
| Elektroinstallation neu | 80-120 € | 9.600-14.400 € | Alle Steckdosen, Licht, Heizungssteuerung |
| Sanierung der Fassade + Dämmung | 150-250 € | 18.000-30.000 € | Wird oft gleichzeitig gemacht |
| Planung & Architekt | 50-80 € | 6.000-9.600 € | Je nach Umfang |
| Gesamtsumme | 400-650 € | 48.000-78.000 € | Ohne Asbest, mit Dämmung |
| Höchstwert (mit Asbest + Luxusausbau) | 1.200-2.500 € | 144.000-300.000 € | Bei komplexen Sanierungen |
Ein einfaches Tapezieren kostet 16,40 €/m². Ein vollständiger Umbau kostet mindestens das Dreifache - oft das Fünffache. Die meisten Hausbesitzer unterschätzen die Kosten. Laut Finanztip (2022) überschreiten 68 % der Projekte das Budget - um durchschnittlich 22 %. Warum? Weil sie nicht mit versteckten Schäden rechnen. Feuchtigkeit, Schimmel, kaputte Leitungen - das kommt oft erst beim Abbruch raus.
Wie du Geld sparst - ohne Qualität zu opfern
Ein Umbau muss nicht teuer sein - aber er muss gut geplant sein. Hier sind die besten Tipps von Bauexperten:
- Planung vor Baubeginn: 6 Monate einplanen. Wer zu schnell startet, zahlt später doppelt. Architekturbüros wie Planeco Building empfehlen: „Mindestens sechs Monate für die Planung - sonst wird es chaotisch.“
- Mindestens fünf Angebote einholen. Stiftung Warentest (2022) zeigt: Wer nur zwei Firmen fragt, zahlt im Schnitt 18 % mehr. Frag auch regionale Handwerker - sie sind oft günstiger als große Baufirmen.
- Ein Bauleiter spart 18,5 %. Eine Studie der TU München zeigt: Wer einen professionellen Bauleiter einsetzt, vermeidet doppelte Arbeiten, falsche Bestellungen und Verzögerungen. Das ist kein Luxus - das ist eine Investition.
- Verbinde Umbau mit Energieeinsparung. Die Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) zahlt bis zu 25 % der Kosten für Dämmung, Fenster und Heizung als Zuschuss. Wenn du gleichzeitig die Fassade dämmst und die Wände umbaust, sparst du bis zu 20.000 €. Die Deutsche Energie-Agentur (dena) sagt: „Umbau ohne Energieeinsparung ist verschenktes Geld.“
- Dokumentiere alles vor dem Abbruch. Mach Fotos von Leitungen, Rohren, Kabeln. Zeichne auf, wo die Strom- und Wasserleitungen verlaufen. Sonst schneidest du versehentlich eine Wasserleitung durch - und das kostet 5.000 €.
Was kommt nach dem Umbau? Dein neues Zuhause
Nach sechs Monaten Bauzeit ist der Staub weg. Die neuen Wände sind gestrichen. Die Fenster sind eingebaut. Und plötzlich - du fühlst dich anders. Das Haus ist nicht nur größer. Es ist lebendiger. Die Küche ist jetzt Teil des Lebensraums. Die Kinder spielen im offenen Bereich, während du das Abendbrot zubereitest. Der Abendlichtstrahl fällt jetzt bis ins Esszimmer. Du brauchst keine Lampen mehr anmachen, bis es dunkel ist.
Das ist der wahre Wert eines großzügigen Umbaus: Er verändert nicht nur den Grundriss - er verändert deine Lebensweise. Es ist kein reiner Immobilienwertzuwachs - es ist ein Lebenswertzuwachs.
Und wenn du jetzt denkst: „Das ist zu teuer“ - dann überlege: Was kostet es, in einem engen, dunklen Haus zu bleiben? Was kostet es, wenn deine Kinder nicht mehr im selben Raum spielen können? Was kostet es, wenn du in 10 Jahren wieder umbauen musst, weil du damals nicht mutig genug warst?
Die Zukunft: Digitalisierung, Barrierefreiheit, Energieautarkie
Der Markt für Hausumbauten wächst - und zwar schnell. Laut Zentralverband des Deutschen Handwerks (2023) steigt die Nachfrage jährlich um 7,2 %. Warum? Weil die Bevölkerung älter wird. Menschen wollen ebenerdige Wohnungen, breitere Türen, barrierefreie Bäder. Und weil die Energiekrise bleibt. Wer heute umbaut, muss auch energetisch sanieren - sonst verliert er Wert.
Die Zukunft liegt in BIM-Software - Building Information Modeling. Das ist keine Science-Fiction. In Graz arbeiten immer mehr Architekten mit digitalen 3D-Modellen, die zeigen, wie der Umbau wirklich aussieht - vor dem ersten Hammerhieb. Du kannst schon heute mit deinem Architekten das neue Wohnzimmer virtuell betreten - und sehen, ob die Couch passt, ob das Fenster genug Licht bringt, ob die Küche funktioniert.
Die Politik fördert das. Die EnEV-Novelle von 2024 macht es fast verpflichtend: Wer umbaut, muss auch dämmen. Wer dämmen will, bekommt Zuschüsse. Wer nicht umbaut, verliert langfristig an Wert.
Kann ich eine tragende Wand einfach selbst entfernen?
Nein. Das ist extrem gefährlich und illegal. Eine tragende Wand hält das gesamte Dach und die oberen Geschosse. Ohne statischen Ersatz (Stahlträger, Betonbalken) kann das Haus einstürzen. Du brauchst einen zertifizierten Statiker, eine Baugenehmigung und einen erfahrenen Maurer. Selbst wenn du denkst, du könntest es „einfach“ machen - es ist kein DIY-Projekt.
Wie lange dauert ein großzügiger Umbau?
Die gesamte Dauer liegt zwischen 3 und 6 Monaten. Die Planungsphase (Statik, Genehmigung) dauert 2-4 Monate. Der eigentliche Bau: 1-3 Monate. Das hängt von der Größe ab. Ein kleiner Durchbruch dauert 2-3 Tage. Ein kompletter Umbau mit neuer Elektrik, Dämmung und Bodenbelag braucht mindestens 12 Wochen. Plane immer Puffer ein - Verzögerungen sind normal.
Kann ich den Umbau mit Fördergeldern finanzieren?
Ja - aber nur, wenn du energetische Maßnahmen kombinierst. Die Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) zahlt bis zu 25 % der Kosten für Dämmung, Fenster, Heizung und Lüftung als Zuschuss. Zusätzlich gibt es günstige Kredite von bis zu 150.000 €. Du kannst nicht nur die Wand entfernen - du musst auch die Fassade dämmen, um Fördergelder zu bekommen. Wer nur die Wände umbaut, ohne zu dämmen, bekommt nichts.
Was kostet eine Statikprüfung?
Eine Statikprüfung kostet zwischen 800 € und 1.500 €. Das ist die Investition, die den ganzen Umbau erst möglich macht. Der Statiker prüft die Lasten, berechnet den nötigen Träger und stellt die Unterlagen für die Baugenehmigung aus. Ohne diese Prüfung bekommst du keine Genehmigung - und keine Versicherung zahlt, wenn etwas schiefgeht.
Soll ich einen Architekten oder einen Bauunternehmer beauftragen?
Beides ist möglich. Ein Architekt plant den Raum, macht die Zeichnungen, koordiniert den Statiker und die Behörden. Ein Bauunternehmer führt die Arbeiten aus. Viele Bauunternehmen haben aber auch eigene Architekten im Team. Wenn du einen komplexen Umbau planst - mit neuen Fenstern, Dämmung, Elektrik und Barrierefreiheit - dann ist ein Architekt mit Bauleitung die beste Wahl. Er spart dir Zeit, Stress und Geld - langfristig.
Was du jetzt tun kannst
Wenn du an einem Umbau denkst, fang nicht mit dem Hammer an. Fang mit dem Papier an.
- Zeichne deinen aktuellen Grundriss - mit Maßen.
- Markiere, welche Wände du entfernen willst.
- Frage einen Statiker - nicht einen Bauarbeiter. Ein Statiker sagt dir, was geht - und was nicht.
- Recherchiere die BEG-Förderung - und berechne, wie viel du sparen kannst, wenn du dämmst.
- Hole mindestens drei Angebote - für Planung, Statik und Bau.
Ein großzügiger Umbau ist keine Flucht vor deinem alten Haus. Es ist eine Chance, dein Zuhause neu zu erfinden. Und das lohnt sich - nicht nur finanziell. Sondern jeden Tag, wenn du durch die Tür trittst und denkst: „Das ist mein Zuhause.“