Aluminiumfenster im Altbau sind kein Trend mehr - sie sind die praktische Lösung für Hausbesitzer, die modernen Komfort mit historischem Charme verbinden wollen. Doch wer glaubt, dass man einfach alte Holzfenster rausholt und durch glänzende Aluminiummodelle ersetzt, liegt falsch. Die richtige Umsetzung erfordert Know-how, genaue Planung und vor allem: Respekt vor der Bausubstanz. In Graz, wo viele Gründerzeit- und Wiener Jugendstil-Häuser stehen, sehen wir täglich, wie schlecht montierte Fenster zu Schimmel, Zugluft und teuren Reparaturen führen. Es geht nicht nur um Energieeffizienz - es geht darum, das Haus zu erhalten, ohne es zu verfälschen.
Warum Aluminiumfenster im Altbau überhaupt Sinn machen
Holzfenster sind schön. Aber sie müssen alle 5-8 Jahre gestrichen werden. In einem Altbau mit 15 Fenstern bedeutet das: mehrere tausend Euro und Wochen Arbeit alle paar Jahre. Kunststofffenster sind günstig, aber ihre breiten Profile verändern das historische Aussehen. Aluminiumfenster dagegen haben schmale Profile - oft nur 55 bis 65 mm breit. Das ist entscheidend. In einem Gründerzeit-Haus mit filigranen Fensterläden und vertikalen Teilungen wirkt ein breiter Kunststoffrahmen wie ein Fremdkörper. Ein schmales Aluminiumprofil dagegen bleibt fast unsichtbar - es lässt die alte Struktur des Fensters erkennen, ohne sie zu verbergen. Laut einer Umfrage des Instituts für Denkmalpflege an der TU München (2024) bevorzugen 68 % der Denkmalpfleger Aluminiumfenster gegenüber Kunststofffenstern. Der Grund? Sie sehen aus wie die Originalfenster - nur besser. Und sie halten. Eine Langzeitstudie der Universität Stuttgart (2023) zeigt: Nach 25 Jahren haben Aluminiumfenster nur 2,3 % Materialabtrag durch Korrosion. Holzfenster dagegen müssen im selben Zeitraum durchschnittlich dreimal renoviert werden.Die Dämmung: Was der U-Wert wirklich sagt
Der U-Wert ist der Maßstab für Wärmedämmung. Je niedriger, desto besser. Die neue Energieeinsparverordnung (EnEV) schreibt seit 2024 für Sanierungen maximal 1,00 W/(m²K) vor. Doch viele Hersteller werben mit Werten von 0,80 oder sogar 0,70 - und das ist irreführend. Ein Aluminiumfenster mit Dreifachverglasung, Argon-Füllung und thermischer Trennung kann Uw-Werte von 0,70 W/(m²K) erreichen. Aber nur, wenn es richtig montiert ist. Die ift Rosenheim Studie (2024) zeigt: 65 % der in Altbauten verbauten Aluminiumfenster erreichen in der Praxis nur 1,10 bis 1,30 W/(m²K). Warum? Weil die Montage schiefgelaufen ist. Die Dichtungen sind falsch gesetzt, die Anschlussfugen nicht dicht, die Laibungen nicht gereinigt. Und dann? Kondenswasser an den Fensterlaibungen, Schimmel, feuchte Wände - und das, obwohl das Fenster eigentlich perfekt war. Im Vergleich: Holzfenster erreichen durchschnittlich 0,85 W/(m²K), reine Aluminiumfenster ohne thermische Trennung sogar nur 0,95 W/(m²K). Doch bei einer thermisch getrennten Konstruktion - also mit einem Isolationsstreifen zwischen Innenseite und Außenseite - schlagen Aluminiumfenster Holzfenster sogar bei der Dämmung. Die neuesten Systeme wie Schüco AWS 75.SI oder AWS 90.HI erreichen Uw-Werte von 0,65 bis 0,85 W/(m²K) - und das mit Profilbreiten, die perfekt zu historischen Fassaden passen.Die Montage: Der entscheidende Faktor
Die Fenster sind das eine. Die Montage ist das andere. Und das ist, wo es schiefgeht. Laut RAL-Richtlinie 140/2023 verlieren Fenster bis zu 40 % ihrer deklarierten Dämmleistung, wenn sie falsch eingebaut werden. Das ist kein kleiner Verlust - das ist ein finanzieller und baulicher Fehler. Die Montage in Altbauten ist kein Neubau. Die Maueröffnungen sind unregelmäßig, die Laibungen sind verstaubt, die Wände sind feucht, die Balken sind schief. Hier braucht man kein Standardhandwerk, sondern Spezialisten. Die 7-Schritt-Anleitung von fensterversand.com (2025) ist der Goldstandard:- Laibungen gründlich reinigen: Staub, alte Farbe, Putzreste - alles muss raus. Nur so haftet die Dichtung. Ein Handwerker, der das übersieht, macht den ganzen Aufwand wertlos.
- Äußere Dichtebene anbringen: Das Dichtband wird zuerst an die Mauerwerkslaibung geklebt, nicht an den Fensterrahmen. Erst danach wird der Rahmen eingesetzt.
- Fenster richtig positionieren: Der Rahmen muss 90 mm von der Außenwand entfernt sitzen. Das sorgt für ausreichenden Platz für Dämmung und Abdichtung.
- Packstücke einsetzen: Um Verwindungen zu vermeiden, werden Holz- oder Kunststoffpackstücke in die Lücken geschoben. So bleibt das Fenster gerade - auch wenn die Wand schief ist.
- Sekundäre Dichtebene anbringen: Zwischen Fensterrahmen und Mauerwerk wird ein weiteres Dichtband angebracht. Das ist die innere Abdichtung.
- Ausschäumen: Nur nachdem alle Dichtungen sitzen, wird die Fuge mit Polyurethanschaum aufgefüllt. Zu früh? Dann drückt der Schaum die Dichtungen aus.
- Äußere Wetterhaut abschließen: Die letzte Ebene ist die äußere Abdichtung - meist eine flexible Dichtmasse oder ein Metallblech. Sie schützt vor Regen und Wind.
Optik: Wie Aluminiumfenster den Altbau retten
Die Optik ist kein Luxus - sie ist Voraussetzung. In den meisten Denkmalschutzgebieten ist die Erhaltung des äußeren Erscheinungsbildes Pflicht. Kunststofffenster mit 80 mm Profilbreite und abgerundeten Ecken wirken modern - und damit falsch. Aluminiumfenster können dagegen in fast jeder Form und Farbe hergestellt werden. Die meisten Systeme bieten Holz-Aluminium-Kombinationen an: Die Innenseite ist aus Eiche oder Lärche - warm, natürlich, wohnlich. Die Außenseite ist aus Aluminium - wetterfest, langlebig, wartungsarm. So behält das Haus von außen seinen historischen Charakter, von innen aber den Komfort eines modernen Wohnraums. Besonders beliebt sind die Systeme von Schüco, Roto oder Kömmerling mit Profilbreiten von 55 bis 65 mm. Das ist die ideale Breite - schmal genug, um nicht aufzufallen, aber stabil genug, um Dreifachverglasung zu tragen. Ein Nutzer auf historic-home.de schreibt: "Mit dem Schüco AWS 75.SI in meinem Gründerzeit-Haus erreiche ich Uw=0,85 W/(m²K) - und niemand merkt, dass die Fenster neu sind. Die schmalen Profile machen den Unterschied."Kosten und Förderung: Was es wirklich kostet
Aluminiumfenster sind nicht günstig. Sie kosten zwischen 850 und 1.200 € pro Quadratmeter - 25 bis 30 % mehr als vergleichbare Kunststofffenster. Aber sie halten 30-40 Jahre. Holzfenster müssen alle 5-8 Jahre neu gestrichen werden. Die Kosten für Farbe, Arbeitszeit, Gerüst - das addiert sich. Und dann gibt es die Förderung. Seit Januar 2024 zahlt die BAFA bis zu 20 % der Investitionskosten zurück - vorausgesetzt, das Fenster erreicht einen Uw-Wert von maximal 1,00 W/(m²K) und wird von einem zertifizierten Handwerker eingebaut. Wer also ein Fenster mit 0,85 W/(m²K) und korrekter Montage wählt, bekommt einen Teil des Geldes zurück - und spart jährlich bis zu 300 € an Heizkosten.
Was kommt als Nächstes?
Die Technik entwickelt sich weiter. Auf der Fensterbau Frontale 2024 wurden neue Systeme vorgestellt, die Keramikfasern in den Aluminiumprofilen integrieren. Das senkt die Wärmeleitfähigkeit um bis zu 45 %. Schüco hat mit dem AWS 90.HI ein System vorgestellt, das Uw-Werte von 0,65 W/(m²K) erreicht - und das mit einer Profilbreite von nur 65 mm. Das ist der neue Standard. Doch die größte Herausforderung bleibt: die Montagequalität. Laut Dipl.-Ing. Markus Vogel vom Institut für Historische Baustoffe (IHB) ist die Weiterbildung im Handwerk der größte Engpass. Wer heute ein Aluminiumfenster in einen Altbau einbaut, braucht nicht nur ein Werkzeug - er braucht Erfahrung. Es geht nicht um Schnelligkeit. Es geht um Präzision. Und um Respekt für das Haus.Frequently Asked Questions
Können Aluminiumfenster in einem Denkmalgeschützten Haus eingesetzt werden?
Ja, das ist möglich - aber nur mit Genehmigung des Denkmalschutzes. Die Fenster müssen das äußere Erscheinungsbild des Hauses genau nachahmen: schmale Profile, richtige Teilungen, passende Farben. Holz-Aluminium-Kombinationen sind hier besonders beliebt, da sie von außen wie Holz wirken, aber langlebiger sind. Viele Denkmalämter akzeptieren Aluminiumfenster heute als Standard, wenn sie technisch und optisch passen.
Warum ist die Montage so viel aufwendiger als beim Neubau?
Weil Altbauten keine Standardmaße haben. Die Maueröffnungen sind oft schief, ungleichmäßig oder verklebt mit altem Putz. Die Fenster müssen individuell angepasst werden, die Laibungen müssen gründlich gereinigt werden, und die Abdichtung muss in drei Ebenen erfolgen - nicht wie beim Neubau in einer. Außerdem muss der Rahmen 90 mm von der Außenwand entfernt sitzen, um Platz für Dämmung zu lassen. Das dauert länger, braucht mehr Erfahrung und ist teurer - aber es ist nötig.
Was passiert, wenn ich ein günstiges Aluminiumfenster kaufe?
Günstige Aluminiumfenster haben oft keine thermische Trennung oder nur einfache Verglasung. Sie erreichen Uw-Werte von 1,30 oder höher - das ist schlechter als viele alte Holzfenster. Außerdem sind die Profile dünner, die Dichtungen minderwertig, und die Montage wird oft schnell und falsch gemacht. Das Ergebnis: Kondenswasser, Schimmel, hohe Heizkosten - und eine verfälschte Optik. Es ist kein Sparmodell - es ist eine Falle.
Brauche ich eine Fassadendämmung, wenn ich neue Fenster einbaue?
Ja, unbedingt. Prof. Dr. Anja Richter von der Hochschule München sagt es klar: Isolierte Fenster in einer ungedämmten Wand führen zu Kondenswasser an den Laibungen - und damit zu Schimmel. Die Wärme bleibt im Raum, aber die kalte Wand zieht sie nach außen. Die Feuchtigkeit sammelt sich am Fenster. Deshalb: Fenster und Wand müssen zusammen gedämmt werden. Sonst macht das Fenster mehr Schaden als Nutzen.
Wie lange hält ein Aluminiumfenster im Altbau?
Ein hochwertiges Aluminiumfenster hält 30-40 Jahre - oft länger. Die Oberfläche ist korrosionsbeständig, die Mechanik ist robust, und die Dichtungen können bei Bedarf ausgetauscht werden. Im Vergleich: Holzfenster müssen alle 5-8 Jahre neu gestrichen werden. Nach 25 Jahren sind sie oft so stark beschädigt, dass ein kompletter Austausch nötig ist. Aluminiumfenster sind eine Investition für das Leben - nicht nur für die nächste Renovierung.