Ein feuchter Keller ist mehr als nur ein Ärgernis. Er riecht muffig, macht Wände schimmelig und kann die Struktur Ihres Hauses langfristig beschädigen. Doch was ist eigentlich die Ursache? Ist es aufsteigende Feuchtigkeit, Kondenswasser oder ein Undichtigkeit in der Wand? Die Antwort darauf finden Sie nicht mit einem billigen Hygrometer aus dem Baumarkt - und schon gar nicht mit dem Gefühl, ob es sich „anfühlt“ feucht an. Sie brauchen genaue Messwerte. Und dafür gibt es zwei Methoden, die wirklich zählen: die CM-Methode und das Hygrometer. Aber sie messen etwas völlig anderes. Und wenn Sie das nicht verstehen, riskieren Sie eine teure, aber völlig falsche Sanierung.
Was misst eigentlich ein Hygrometer?
Ein Hygrometer misst die Luftfeuchtigkeit im Raum. Nicht die Wand. Nicht den Estrich. Nicht den Putz. Nur die Luft. Das ist wichtig. Wenn Ihr Keller bei 18 °C eine Luftfeuchtigkeit von 80 % hat, dann ist das hoch. Aber es sagt nichts darüber aus, ob die Wand selbst nass ist. Vielleicht ist die Luft nur feucht, weil Sie die Waschmaschine laufen lassen, die Fenster geschlossen haben und keine Lüftung machen. Das ist kein Baustoffschaden. Das ist ein Verhaltensproblem.Digitale Hygrometer sind einfach zu bedienen. Sie legen das Gerät in den Keller, warten zwei Stunden, und schon zeigt es Ihnen Zahlen an. Ein TFA Dostmann kostet 30 Euro, ein Testo 635-1 über 200 Euro. Die Genauigkeit liegt meist bei ±2 % relativer Luftfeuchtigkeit. Klingt präzise? Ist es auch - für die Luft. Aber wenn Sie daraus schließen, dass Ihre Kellerwand 10 % Feuchtigkeit hat, liegen Sie falsch. Und das ist der größte Fehler, den Hausbesitzer machen. 32 % der untersuchten Sanierungsfälle im Baugutachter-Netzwerk wurden aufgrund dieser falschen Interpretation von Hygrometerwerten falsch behandelt. Man hat gedacht: „Die Luft ist feucht, also muss die Wand nass sein.“ Und hat dann eine teure Abdichtung installiert - obwohl das Problem einfach nur schlechte Lüftung war.
Die CM-Methode: Der Goldstandard für echte Baufeuchte
Die CM-Methode - auch Calciumcarbid-Methode genannt - misst die tatsächliche Feuchtigkeit im Baustoff. Sie sagt: „In diesem Betonblock sind 3,2 % Wasser enthalten.“ Das ist kein Schätzwert. Das ist eine chemische Messung. Sie funktioniert so: Sie bohren ein kleines Loch, entnehmen 5 Gramm Material, legen es in einen Druckbehälter mit Calciumcarbid-Pulver. Das Pulver reagiert mit dem Wasser im Beton: CaC₂ + 2H₂O → C₂H₂ + Ca(OH)₂. Es entsteht Acetylen-Gas. Der Druck, den das Gas erzeugt, wird gemessen. Und aus diesem Druck berechnet das Gerät exakt, wie viel Wasser in der Probe war. Die Genauigkeit liegt bei ±0,5 %. Das ist wie ein Laborwert.Diese Methode ist in der DIN 18128 normiert. Das bedeutet: Sie ist verpflichtend für öffentliche Bauvorhaben und der Standard für Baugutachter. Kein anderer Messwert in der Baufeuchtemessung hat diese Genauigkeit. Der Protimeter Surveymaster oder der Testo 635-2 mit CM-Option sind die Geräte, die Profis nutzen. Sie kosten zwischen 1.200 und 2.500 Euro. Ja, das ist teuer. Aber wenn Sie eine Sanierung planen, die 10.000 Euro kostet, ist das ein kleiner Preis für eine sichere Diagnose.
Warum Hygrometer allein nicht reichen
Ein Hygrometer kann Ihnen sagen, ob es in Ihrem Keller zu feucht ist. Aber es kann Ihnen nicht sagen, woher die Feuchtigkeit kommt. Sie messen 75 % Luftfeuchtigkeit - ist das ein Zeichen für aufsteigende Feuchtigkeit? Für kapillare Aufnahme? Für Kondensation? Für eine undichte Rohrleitung? Mit dem Hygrometer allein: keine Ahnung.Ein Fall aus Graz: Ein Hausbesitzer hatte Schimmel an der Nordwand. Er kaufte ein Hygrometer. Es zeigte 80 % Luftfeuchtigkeit. Er dachte: „Das ist zu viel.“ Er hat eine neue Dämmung eingebaut, die Wand abgedichtet, die Heizung hochgedreht. Der Schimmel kam zurück. Erst nach einer CM-Messung wurde klar: Die Wand war trocken. Die Luft war feucht, weil der Keller nie richtig gelüftet wurde. Die Feuchtigkeit kam vom Duschdampf im Obergeschoss, der durch die Treppe nach unten zog. Die Lösung? Ein einfaches Lüftungskonzept. Keine Sanierung. Keine Kosten. Nur Wissen.
Kapazitive Messgeräte, wie die GANN Hydromette, dringen nur 5 cm in die Wand ein. Sie messen Oberflächenfeuchte. In einem dokumentierten Fall zeigten sie einen „trockenen“ Fußboden an - obwohl unterhalb des Estrichs eine Wasserleitung brach war. Die CM-Methode hätte das sofort erkannt. Sie misst die Feuchtigkeit, wo sie wirklich ist - in der Tiefe.
Wann brauchen Sie die CM-Methode?
Sie brauchen die CM-Methode, wenn:- Schimmel an Wänden oder Decken auftritt und Sie die Ursache wissen wollen
- Ein Baugutachter einen Sanierungsbericht erstellen soll
- Bevor Sie Estrich verlegen - die DIN 18560-3 schreibt die CM-Methode für Estrichfeuchte vor
- Sie eine Immobilie kaufen und den Keller auf Baufehler prüfen lassen wollen
- Die Luftfeuchtigkeit hoch ist, aber Sie nicht wissen, ob es ein Luft- oder Baustoffproblem ist
Wenn Sie nur wissen wollen, ob es im Keller zu feucht ist, um Schimmel zu vermeiden, reicht ein Hygrometer. Aber wenn Sie etwas reparieren wollen - und zwar richtig - dann brauchen Sie die CM-Methode. Die meisten Handwerker haben keine Ahnung davon. Eine Umfrage des Zentralverbands des Deutschen Handwerks zeigte: Nur 32 % der Handwerker können Feuchtemesswerte richtig interpretieren. Das ist erschreckend. Sie verkaufen Ihnen eine Sanierung, die nicht nötig ist - nur weil sie nicht wissen, wie man misst.
Die Nachteile der CM-Methode - und wie Sie sie vermeiden
Die CM-Methode ist nicht perfekt. Sie ist zerstörend. Sie braucht eine Bohrung. Sie braucht ein Laborgerät. Sie braucht Zeit. Und sie ist fehleranfällig, wenn man sie nicht richtig macht.Die häufigsten Fehler:
- Der Druckbehälter ist nicht dicht - 25 % aller Fehlmessungen kommen davon
- Die Probe wiegt nicht exakt 4-6 Gramm - 40 % der Fehler entstehen durch ungenaue Wägung
- Das Calciumcarbid ist feucht oder verklumpt - 15 % der Probleme
Das Deutsche Institut für Bautechnik (DIBt) empfiehlt mindestens 8 Stunden Schulung. Wer das nicht hat, sollte es lassen. Ein Laie, der mit einem CM-Set aus dem Internet experimentiert, macht oft mehr Schaden als Nutzen. Auf bauforum24.de berichteten 55 % der Nutzer, dass sie bei selbst durchgeführten Messungen falsche Werte bekamen - meist wegen undichter Behälter oder falscher Wägung.
Wenn Sie es selbst versuchen wollen: Kaufen Sie eine Präzisionswaage mit 0,001 g Genauigkeit. Prüfen Sie den Behälter vor jeder Messung mit Wasser auf Dichtheit. Und machen Sie mindestens drei Proben pro Raum. Eine Probe ist kein Wert. Drei Proben sind eine Aussage.
Hygrometer richtig nutzen - als Ergänzung
Ein Hygrometer ist kein Ersatz für die CM-Methode. Aber es ist ein hervorragendes Werkzeug zur Überwachung. Nach einer Sanierung messen Sie die Luftfeuchtigkeit über Wochen. Wenn sie stabil unter 60 % bleibt, ist die Sanierung erfolgreich. Wenn sie wieder steigt, wissen Sie: Da ist noch etwas falsch.Einige moderne Hygrometer haben Bluetooth. Der Trotec BM31 sendet Daten auf Ihr Handy. Das ist praktisch. Aber Achtung: Ein Test der Stiftung Warentest zeigte, dass diese Geräte bei Temperaturen unter 10 °C bis zu 8 % Abweichung zeigen. Also nicht im kalten Keller bei 5 °C messen. Mindestens 15 °C, besser 18-20 °C. Und kalibrieren Sie das Gerät mindestens einmal pro Jahr mit einer Salzlösung (75,3 % relative Luftfeuchtigkeit bei 20 °C). 68 % der Geräte sind nach einem Jahr falsch kalibriert.
Was tun, wenn Sie unsicher sind?
Wenn Sie nicht wissen, ob Sie die CM-Methode brauchen - fragen Sie einen unabhängigen Baugutachter. Nicht den Handwerker, der Ihnen eine Abdichtung verkaufen will. Sondern jemanden, der nur misst und berät. Ein Gutachter, der die CM-Methode nutzt, sagt Ihnen: „Ihre Wand ist trocken. Sie brauchen keine Sanierung. Lüften Sie besser.“ Oder: „Ihre Wand hat 6,8 % Feuchtigkeit. Das ist zu viel. Sie brauchen eine horizontale Dämmsperre.“Die CM-Methode ist der einzige Weg, um echte Baufeuchte zu messen. Alles andere ist Spekulation. Und Spekulation kostet Geld - und Zeit. Und oft auch die Substanz Ihres Hauses.
Was kommt als Nächstes?
Die Zukunft der Feuchtemessung liegt in der Kombination. Der neue Testo 635-2 misst nicht nur mit CM-Methode, sondern auch mit einer Bohrlochsonde. So können Sie die Feuchtigkeit in der Tiefe messen - ohne große Bohrung. Das ist der nächste Schritt. Aber die Grundlage bleibt: chemische Messung. Nicht elektronische Schätzung.Hygrometer werden langfristig an Bedeutung verlieren - nicht weil sie schlecht sind, sondern weil sie zu wenig sagen. Wer heute noch nur auf Luftfeuchtigkeit setzt, handelt wie jemand, der den Temperaturmesser im Auto nutzt, um zu entscheiden, ob der Motor kaputt ist. Es ist nicht falsch. Es ist unvollständig.
Feuchte im Keller ist kein Zufall. Sie hat eine Ursache. Und diese Ursache finden Sie nur mit der richtigen Messmethode. Nicht mit einem Gimmick. Nicht mit einem Gefühl. Sondern mit Daten. Mit Wissenschaft. Mit der CM-Methode.