Warum die richtige Mieterauswahl Ihr Geld rettet
Ein Mieter, der nicht zahlt, kostet mehr als nur die Miete. In Deutschland ist eine Räumung nach Mietschulden so umständlich und teuer, dass viele Vermieter lieber einen Mieter mit guter Bonität nehmen, als einen, der schnell einzieht. Laut dem Deutschen Mieterbund sind 68 % aller Mietausfälle auf eine schlechte Auswahl zurückzuführen. Das heißt: Wer nicht genau prüft, wer in seine Wohnung zieht, riskiert nicht nur Einkommen, sondern auch Zeit, Nerven und Geld.
Die Lage in Großstädten wie Berlin, Hamburg oder München macht es noch schwerer. Die Leerstandsquote liegt bei unter 1 %, viele Interessenten bewerben sich um eine Wohnung. Das führt dazu, dass Vermieter unter Druck geraten - und oft zu schnell entscheiden. Doch wer jetzt nur auf den ersten Eindruck setzt, läuft Gefahr, einen schlechten Mieter zu wählen. Die Lösung? Ein strukturierter Prozess mit klaren Kriterien.
Die drei Säulen der Mieterauswahl: Bonität, Unterlagen, Passgenauigkeit
Es gibt drei Dinge, die jeder Vermieter prüfen muss, bevor er einen Mietvertrag unterschreibt: finanzielle Sicherheit, vollständige Dokumente und soziale Passgenauigkeit. Keine davon kann man vernachlässigen.
1. Bonität - Das Herzstück der Auswahl
Die Bonität sagt, ob jemand die Miete regelmäßig zahlen kann. Die Faustregel: Der Mieter sollte nicht mehr als ein Drittel seines Nettoeinkommens für die Miete ausgeben. Wenn jemand 2.400 Euro netto verdient, ist eine Miete von über 800 Euro riskant. Das ist kein Gesetz, aber eine klare Warnung.
Prüfen Sie nicht nur die letzte Gehaltsabrechnung. Schauen Sie sich die letzten drei Monate an. Ist das Einkommen stabil? Gibt es Boni, die nicht regelmäßig fließen? Ist der Arbeitsvertrag unbefristet? Bei befristeten Verträgen fragen Sie nach der Wahrscheinlichkeit einer Verlängerung. Ein Student mit BAföG und Nebenjob ist anders zu bewerten als ein Angestellter mit festem Gehalt - aber beide können solide Mieter sein.
2. Unterlagen - Nur vollständig zählt
Ein Mieter, der keine Unterlagen liefert, ist ein rotes Licht. Die grundlegenden Dokumente sind:
- Personalausweis oder Reisepass (Kopie)
- Mieterselbstauskunft (mit Angaben zu Einkommen, Beruf, Familienstand)
- Gehaltsnachweise der letzten drei Monate
- Mietschuldenfreiheitsbescheinigung (maximal 6 Monate alt)
- Aktuelle Schufa-Auskunft (nicht älter als 30 Tage)
78 % der professionellen Vermieter verlangen zusätzlich eine Haftpflichtversicherung. Das ist kein Luxus. Wer einen Wasserschaden verursacht, zahlt nicht nur die Reparatur - er gefährdet auch die Wohnung des Nachbarn. Eine Haftpflichtversicherung schützt Sie als Vermieter indirekt.
Und Achtung: Die Schufa-Auskunft muss echt sein. Manipulierte Auskünfte gibt es häufig. Prüfen Sie, ob die Auskunft über das offizielle Portal der Schufa (meist mit QR-Code) abrufbar ist. Wenn der Mieter nur eine PDF-Datei schickt, ohne Quelle, ist Vorsicht geboten.
3. Passgenauigkeit - Wer passt zu Ihrer Hausgemeinschaft?
Ein Mieter kann alles haben: gut verdient, keine Schulden, perfekte Unterlagen - aber er schläft tagsüber, hört laute Musik nachts und bringt drei Hunde mit. In einem Haus mit Senioren oder Familien mit kleinen Kindern wird das schnell zum Problem.
Früher hat man das ignoriert. Heute wissen Vermieter: Ein harmonisches Miteinander spart Kosten. Konflikte führen zu Rechtsstreitigkeiten, schlechtem Ruf und längeren Leerständen. Fragen Sie im Gespräch: Wie viel Zeit verbringen Sie zu Hause? Haben Sie Haustiere? Sind Sie ruhig oder eher gesellig? Gibt es besondere Gewohnheiten, die andere stören könnten?
Ein ruhebedürftiger Mensch wird sich in einem Haus mit Studenten nicht wohlfühlen. Und umgekehrt. Die Hausordnung hilft hier - sie ist kein Verbotskatalog, sondern ein gemeinsamer Vertrag über das Zusammenleben.
Was Sie nicht fragen dürfen - und warum
Ein großer Fehler vieler Vermieter: Sie fragen nach Dingen, die sie nicht fragen dürfen. Das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG) verbietet Diskriminierung wegen Herkunft, Geschlecht, Religion, Behinderung, Alter oder sexueller Orientierung.
Das bedeutet: Sie dürfen nicht fragen:
- Ob der Mieter verheiratet ist oder Kinder hat
- Ob er aus einem bestimmten Land kommt
- Ob er eine Behinderung hat
- Ob er schwul, lesbisch oder trans ist
Das sind sensible Themen - und sie haben nichts mit der Zahlungsfähigkeit oder Zuverlässigkeit zu tun. Laut einer Umfrage des Deutschen Mieterbundes geben 23 % der Vermieter unbewusst solche Kriterien in die Auswahl ein. Das ist rechtswidrig und kann zu Schadensersatzklagen führen.
Was stattdessen funktioniert: Ein standardisierter Fragebogen. Fragen Sie nur nach Beruf, Einkommen, bisherigen Wohnorten, Haustieren und der geplanten Wohndauer. Alles andere ist irrelevant - und gefährlich.
Der 12-Schritte-Prozess, den professionelle Vermieter nutzen
Die besten Vermieter arbeiten nicht nach Gefühl. Sie haben einen klaren Ablauf. Hier ist ein bewährter Prozess, wie er von VerMietSicher.de und HausverwalterScout.de empfohlen wird:
- Definieren Sie Ihre Zielgruppe: Wer soll in Ihre Wohnung ziehen? (Studenten, Paare, Singles, Senioren?)
- Erstellen Sie eine standardisierte Anzeige mit klaren Anforderungen.
- Sammlen Sie alle Bewerbungen - digital oder per Post.
- Prüfen Sie die Unterlagen auf Vollständigkeit.
- Verifizieren Sie Einkommen und Schufa-Auskunft.
- Prüfen Sie die Mietschuldenfreiheitsbescheinigung auf Echtheit.
- Führen Sie ein persönliches Gespräch - mindestens 15 Minuten.
- Stellen Sie Fragen zur Wohngewohnheiten, Haustieren, Lärm.
- Prüfen Sie die Hausordnung mit dem Interessenten durch.
- Entscheiden Sie - nicht nach Gefühl, sondern nach Kriterien.
- Unterschreiben Sie den Mietvertrag mit allen Anlagen.
- Übergeben Sie die Wohnung mit Übergabeprotokoll.
Diese Schritte dauern pro Bewerber 15-20 Minuten. Wer pro Woche fünf Interessenten hat, investiert 2-3 Stunden. Das ist viel - aber es spart Hunderte Euro im Jahr an ausbleibenden Mieten und Rechtskosten.
Was schiefgeht - und wie Sie es vermeiden
Die häufigsten Fehler bei der Mieterauswahl:
- Falsche Selbstauskünfte: 31 % der Bewerber geben falsche Einkommens- oder Familienstandsinformationen an. Prüfen Sie immer mit Gehaltsnachweisen.
- Gefälschte Mietschuldenfreiheitsbescheinigungen: 19 % der Dokumente sind ungültig. Fragen Sie beim letzten Vermieter nach - oder verlangen Sie einen Nachweis vom Wohnungsamt.
- Manipulierte Gehaltsabrechnungen: 12 % der Gehaltsnachweise sind bearbeitet. Vergleichen Sie die Summen mit dem Arbeitsvertrag und fragen Sie nach der Lohnsteuerkarte.
- Überzogene Schufa-Prüfung: Ein Mieter mit schlechter Schufa ist nicht automatisch unsolvent. Studenten, Berufseinsteiger oder Menschen mit früheren Krankheitszeiten haben oft eine schlechte Bonität - aber ein stabiles Einkommen. Prüfen Sie das Einkommen vor der Schufa.
- Digitalisierungsfallen: Viele Plattformen nutzen Algorithmen, um Bewerber zu filtern. Aber 38 % dieser Systeme diskriminieren unbeabsichtigt - etwa durch Adresse, Name oder Beruf. Nutzen Sie sie nur als Hilfsmittel, nie als Entscheidungshilfe.
Die Zukunft der Mieterauswahl: Digital, aber fair
Im Jahr 2025 werden 70 % der Mieterauswahlen digitale Elemente enthalten. Das ist kein Trend - das ist Realität. Mietinteressenten reichen ihre Unterlagen per E-Mail oder App ein. Aber das birgt Risiken.
Die neue Datenschutzverordnung (BDSG 2023) verlangt: Sie müssen dokumentieren, warum Sie eine Schufa-Auskunft brauchen. Ohne Begründung drohen Bußgelder bis zu 20.000 Euro. Das heißt: Sie können nicht einfach „Schufa“ auf das Formular schreiben. Sie müssen erklären: „Zur Prüfung der Zahlungsfähigkeit.“
Ein neuer Trend: Energieeffizienz. 52 % der Vermieter berücksichtigen jetzt den Energieausweis. Warum? Mieter mit höherer Bildung wählen oft energieeffiziente Wohnungen - und bleiben länger. Sie zahlen pünktlich, achten auf die Wohnung und melden Schäden früh.
Und dann gibt es noch den Fachkräftemangel. Handwerker, Pflegekräfte, Lehrer - sie werden als „wertschätzende Mieter“ gesucht. Sie sind zuverlässig, zahlen pünktlich, halten die Wohnung in Ordnung. Wenn Sie eine Wohnung in einem Haus mit viel Gemeinschaftsraum haben, fragen Sie nach dem Beruf. Das ist erlaubt - und sinnvoll.
Was Sie jetzt tun sollten
Wenn Sie heute eine Wohnung vermieten wollen:
- Erstellen Sie einen standardisierten Fragebogen - nur sachliche Fragen.
- Legen Sie fest: Welche Unterlagen brauche ich? Was ist verpflichtend?
- Prüfen Sie immer drei Monate Einkommen - nicht nur die letzte Abrechnung.
- Verlangen Sie eine aktuelle Schufa-Auskunft - und prüfen Sie sie auf Echtheit.
- Führen Sie ein persönliches Gespräch - auch wenn es nur 15 Minuten dauert.
- Unterzeichnen Sie die Hausordnung - sie ist Ihr Schutz.
- Speichern Sie alle Unterlagen mindestens drei Jahre - für den Fall von Streitigkeiten.
Es geht nicht darum, perfekte Mieter zu finden. Es geht darum, verlässliche Mieter zu finden. Wer pünktlich zahlt, die Wohnung respektiert und mit der Nachbarschaft auskommt - der ist der beste Mieter, den Sie haben können. Und der ist leichter zu finden, als man denkt - wenn man nur den richtigen Weg geht.