
Stell dir vor, du könntest den Preis einer Kryptowährung wie Bitcoin schon heute festlegen, obwohl die eigentliche Lieferung erst in Monaten erfolgt. Genau das ermöglicht Krypto-Futures. Dieser Guide erklärt, wie der Handel mit Krypto-Futures aufgebaut ist, welche Risiken dabei lauern und wie du die wichtigsten Werkzeuge - Margin, Leverage und Liquidation - sinnvoll einsetzt.
Wichtige Punkte auf einen Blick
- Krypto-Futures sind Derivate, die den zukünftigen Preis einer Kryptowährung abbilden.
- Ein Future-Kontrakt beinhaltet einen Basispreis, ein Verfallsdatum und wird mit Margin besichert.
- Leverage erhöht die Kaufkraft, erhöht aber auch das Liquidationsrisiko.
- Liquidationen passieren, sobald die Margin‑Anforderung unterschritten wird.
- Eindeutige Unterschiede zu Spot‑Handel und Optionen helfen bei der Wahl der passenden Strategie.
Was sind Krypto-Futures?
Krypto-Futures sind Finanzderivate, die den Preis einer zugrunde liegenden Kryptowährung zu einem festgelegten zukünftigen Zeitpunkt widerspiegeln. Sie ermöglichen es Anlegern, auf steigende oder fallende Preise zu setzen, ohne die digitale Münze selbst zu besitzen.
Der Future-Kontrakt im Detail
Ein Future-Kontrakt ist ein vertraglich festgelegtes Versprechen, eine bestimmte Menge einer Kryptowährung zu einem vorher definierten Basispreis am Verfallsdatum zu kaufen oder zu verkaufen
Der Basispreis dient als Referenz für Gewinn oder Verlust. Wird der Marktpreis am Verfallsdatum höher als der Basispreis, entsteht ein Gewinn für Long‑Positionen, während Short‑Positionen profitieren, wenn der Marktpreis darunter liegt.
Margin und Leverage - das Doppelspiel
Um einen Future-Kontrakt zu eröffnen, musst du nur einen Teil des gesamten Positionswertes hinterlegen - das nennt man Margin eine Sicherheitsleistung, die den Handel mit gehebelten Positionen ermöglicht. Die übrigen 90% bis 99% werden vom Broker geliehen.
Der Hebel (Leverage) multipliziert deine Kaufkraft. Ein 10‑facher Hebel bedeutet, dass du mit zehnmal deinem Margin‑Einsatz handeln kannst. Beispiel: Bei einer Position von 10.000€ und einem Hebel von 10x musst du nur 1.000€ Margin hinterlegen.
Der Hebel erhöht jedoch das Risiko: Kleine Kursbewegungen können zu überproportionalen Gewinnen oder Verlusten führen.

Der Ablauf einer Position
- Eröffnen: Du wählst einen Future-Kontrakt, legst Margin fest und bestimmst den gewünschten Hebel.
- Marktbeobachtung: Der Preis der zugrunde liegenden Kryptowährung wandert, dein Gewinn/Verlust wird in Echtzeit berechnet.
- Margin‑Call: Sinkt dein Kontostand unter die geforderte Margin‑Schwelle, erhältst du einen Aufruf, zusätzliches Kapital nachzulegen.
- Liquidation: Schlägt der Margin‑Call fehl, wird die Position automatisch geschlossen, um weitere Verluste zu vermeiden.
- Verfall: Erreicht das Verfallsdatum, wird die Position je nach Kontraktart physisch (Auslieferung) oder cash-settled (Abrechnung in Geld) beendet.
Liquidation - wann und warum?
Eine Liquidation ist die erzwungene Schließung einer gehebelten Position, wenn das verfügbare Margin unter das Minimum fällt schützt sowohl den Trader als auch die Börse vor unkontrollierbaren Verlusten.
Typische Trigger sind:
- Eine Kursbewegung entgegen deiner Position, die das Margin‑Niveau um mehr als 5% reduziert.
- Schlechte Marktliquidität, die das Ausführen von Gegenorders erschwert.
Um Liquidationen zu vermeiden, solltest du Stopp‑Loss‑Orders setzen, dein Risiko pro Trade begrenzen (z.B. 1-2% des Gesamtkapitals) und regelmäßig deine Margin‑Quote überwachen.
Basispreis, Verfallsdatum und weitere Parameter
Der Basispreis ist der festgelegte Preis, zu dem ein Future-Kontrakt am Verfallsettlement abgewickelt wird bestimmt, ob du einen Gewinn erzielst, wenn er vom Endpreis abweicht.
Das Verfallsdatum markiert den letzten Tag, an dem ein Future-Kontrakt gehandelt oder abgerechnet wird kann wöchentlich, monatlich oder quartalsweise sein. Je näher das Verfallsdatum, desto stärker reagiert der Preis des Futures auf kurzfristige Marktbewegungen.
Andere wichtige Parameter sind die Funding‑Rate (bei unbefristeten Futures) und das Tick‑Size‑Limit (Mindestpreisänderung).

Börsen, Spotmarkt und Handel
Der Spotmarkt ist der Markt, auf dem Kryptowährungen sofort zum aktuellen Preis gekauft oder verkauft werden unterscheidet sich grundlegend von Futures, weil hier keine Leverage‑Mechanismen eingesetzt werden.
Krypto‑Börsen wie Binance, Bybit oder Kraken bieten sowohl Spot‑ als auch Futures‑Handel an. Auf diesen Plattformen kannst du dein Margin‑Konto aktivieren, Hebel wählen und deine Positionen überwachen.
Vergleich: Krypto-Futures vs. Spot vs. Optionen
Merkmal | Krypto-Futures | Spothandel | Krypto-Optionen |
---|---|---|---|
Leverage | Ja (5‑100× üblich) | Nein | Ja (bei manchen Produkten) |
Verfallsdatum | Festgelegt (wöchentlich/monatlich) | Kein Verfall | Ja (nach Optionslaufzeit) |
Risiko | Hoch - Liquidation möglich | Begrenzt auf eingesetztes Kapital | Begrenzt (bei Käufer) - unbegrenzt (bei Schreiber) |
Erforderliche Margin | Ja, Teilbetrag des Positionswerts | Nein | Ja (für Prämienzahlung) |
Gewinn/Verlust‑Berechnung | Basispreis vs. Marktpreis zum Verfall | Direkt beim Kauf/Verkauf | Ausübungspreis vs. Marktpreis |
Der Vergleich zeigt, dass Futures besonders für Trader geeignet sind, die kurzfristige Preisbewegungen mit hohem Hebel ausnutzen wollen. Der Spotmarkt bleibt die sicherste Wahl für langfristige Anleger, während Optionen Flexibilität bei definierten Risiko‑ und Gewinnprofilen bieten.
Praktische Tipps für Einsteiger
- Starte mit einem niedrigen Hebel (z.B. 2‑5×), um dich an Margin‑Mechaniken zu gewöhnen.
- Setze immer einen Stopp‑Loss, um unerwartete Marktstürze zu begrenzen.
- Beobachte die Funding‑Rate bei unbefristeten Futures - sie kann deine Kosten stark beeinflussen.
- Nutze Demo‑Accounts, um das Order‑Book und Liquidationsmechanismen risikofrei zu testen.
- Vermeide es, mehr als 10% deines Gesamtkapitals in einem einzelnen Future zu riskieren.
Häufig gestellte Fragen
Was ist der Unterschied zwischen einem Future und einem Spot‑Trade?
Ein Future ist ein Derivat mit festgelegtem Basispreis und Verfallsdatum, das meist mit Hebel gehandelt wird. Beim Spot‑Trade kaufst du die Kryptowährung sofort zum aktuellen Marktpreis ohne Hebel.
Wie wird die Margin berechnet?
Die erforderliche Margin ist der Positionswert dividiert durch den Hebel. Beispiel: 5.000€ Position bei 10× Hebel → 500€ Margin.
Was passiert bei einer Liquidation?
Die Börse schließt deine Position automatisch, um weitere Verluste zu verhindern. Das verbleibende Margin wird deinem Konto gutgeschrieben, sofern nicht alles verbraucht wurde.
Kann ich Futures auf jeder Kryptowährung handeln?
Die meisten Börsen bieten Futures nur für die Top‑5‑Kryptos (Bitcoin, Ethereum, Binance‑Coin, Ripple, Litecoin). Andere Coins haben oft geringere Liquidität und höhere Spreads.
Wie beeinflusst die Funding‑Rate meinen Gewinn?
Bei unbefristeten Futures zahlt entweder der Long‑ oder der Short‑Trader regelmäßig eine Funding‑Gebühr an die Gegenpartei. Eine positive Rate belastet Long‑Positionen, negative Rate belastet Shorts.